ÜBER | FRITZ FLIEDNER

Friedrich Ludwig Philipp Eugen Fliedner (genannt: „Fritz Fliedner“ oder in Spanien: „Federico Fliedner“) wurde am 10. Juni 1845 als Sohn von Theodor Fliedner und seiner Frau Caroline in Kaiserswerth am Rhein geboren.

Fritz Fliedners Elternhaus prägte ihn stark: sein Vater, Theodor Flieder, hatte mit seiner ersten Frau Friederike 1836 die Diakonissenanstalt Kaiserswerth und damit die Mutterhausdiakonie gegründet.

Fritz Flieder erlebte in seiner Kindheit, wie sich die Mutterhausdiakonie sehr schnell entwickelte. Die Zahl der Diakonissen, die 1842 mit Probeschwestern 29 betragen hatte, stieg 1845 auf 89 und 1864, dem Todesjahr seines Vaters Theodor Fliedner, auf 415 an.

Mit der Gründung der Diakonissenanstalt reagierten Theodor Fliedner, seine erste Frau Friederike und nach deren Tod 1842, seine zweite Frau Caroline auf die Nöte der Zeit. Sie sahen in der Hilfe für Bedürftige und der Bildung die Voraussetzung für eine bessere Zukunft.

In diesem Umfeld wuchs Fritz Fliedner auf. Von 1860 bis 1864 besuchte er das Gymnasium in Gütersloh. Vom Sommersemester 1864 studierte er Theologie in Halle an der Saale und in Tübingen. Die von ihm gefertigten Mitschriften der Vorlesungen werden im Archiv der Fliedner-Kulturstiftung in Düsseldorf-Kaiserswerth aufbewahrt.

Auf die ihn häufig gestellte Frage, ob er mehr lutherisch oder mehr reformiert sei, antwortete er schlicht: „Er sei evangelisch.“

Als freiwilliger Felddiakon im Krieg 1866 kümmerte er sich um die Verletzten in den Lazaretten und auf den Schlachtfeldern.

Ab 1867 unterrichtete Fritz Fliedner im Diakonissenlehrhaus in Hilden (Lyzeum mit Internat). Dort lernte er seine spätere Frau Jeannie (Juana) Erskine Brown kennen.

Jeannie Erskine Brown wurde am 11. Januar 1851 in Berwick on Tweed (Schottland) geboren. Sie stammte aus einer Pfarrersfamilie. Einer ihrer Vorfahren war John Brown of Haddington, der die Bibel ins Schottische übersetzt hatte. Die Hochzeit war am 18. Juni 1872, aus der Ehe gingen 13 Kinder hervor:

Theodor 25.08.1873 – 05.03.1938 • Georg 11.01.1875 – 22.01.1966 • Caroline 19.09.1876 – 29.06.1878 • Johannes 12.05.1878 – 26.03.1964 • Agnes 18.11.1880 – 10.06.1882 • Friederike 27.01.1882 – 23.01.1939 • Hedwig 11.05.1883 – 12.09.1885 • Margarethe 20.04.1885 – 05.01.1973 • Elisabeth 20.10.1886 – 17.01.1911 • Friedrich 04.03.1889 – 15.04.1959 • Chatarine 30.09.1890 – 20.02.1975 • Martin 05.05.1892 – 28.02.1915 • Marie 18.11.1894 – 12.03.1896

Viele der Kinder haben in der Geschichte des Fliednerwerks eine wichtige Rolle gespielt.

1868 gab die spanische Verfassung zum ersten Mal auch den evangelischen Christen die Möglichkeit, in Spanien ihren Glauben zu leben. 1869 reiste Fritz Fliedner nach Spanien. Auf dieser Reise lernte er die spanischen Pfarrer Ruet und Carrasco kennen, die Führer der entstehenden evangelischen Bewegung in Spanien. Zurück in Deutschland bat Fritz Fliedner in vielen Veranstaltungen um Unterstützung für die Evangelischen in Spanien. Am 10. Juli 1870 erhielt er vom Verband zur Förderung des Evangeliums in Spanien das Angebot, als ständiger Vertreter des Verbandes nach Spanien zu gehen. Nach kurzer Bedenkzeit gab er am 23. Juli 1870 seine Zusage. Nach seiner Ordination am 17. August 1870 in der evangelischen Kirche in der Bolkerstraße zu Düsseldorf reiste er nach Spanien und nahm am 09. November 1870 seine Arbeit in Madrid auf.

Fliedners Aufgabe war die Unterstützung der evangelischen Bewegung in Spanien. In den mehr als dreißig Jahren seiner Tätigkeit gründete er Schulen (4 Grundschulen in Madrid, 11 in den Provinzen) ein Waisenhaus und ein Krankenhaus.

Vor allem betreute er die spanischen Gemeinden. 1871 tagte in Sevilla, unter maßgeblicher Beteiligung von Fritz Fliedner, die erste evangelische Synode. 1899 fand, unter seinem Vorsitz, die erste Synode der Iglesia Evangelica Española (IEE)  statt.

Vor allem die Verbreitung evangelischer Schriften und seine schriftstellerische Tätigkeit dienten der evangelischen Sache in Spanien. 1873 gründete er eine evangelische Buchhandlung mit Verlag, die bis vor kurzem exisitierte (Libreria Calatrava). Herausgegeben wurden unter anderem Schulbücher, Erzählungen und erbauliche Schriften, aber auch Zeitschriften für Kinder (El Amigo de Infanciaseit 1874) und Erwachsene (Revista Christianaseit 1880). Fritz Fliedner übersetzte deutsche Kirchenlieder und schrieb eine Lutherbiographie.

Um noch wirksamer in seiner Tätigkeit zu sein, machte er das spanische Abitur und studierte Medizin. Das Studium schloss er 1894 mit der Promotion ab.

Am 31. Oktober 1897 konnte er das evangelische Gymnasium El Porvenireröffnen.

Fritz Fliedner starb am 25. April 1901 in Madrid, seine Frau Jeannie am 05. Februar 1919. Beide wurden in Madrid beigesetzt.

Seine Nichte, Diakonisse Luise Fliedner, schrieb 1971 über ihn: «Fritz Fliedner war unter den sieben Söhnen seines Vaters derjenige, der ihm an Unternehmergeist und persönlicher Anspruchslosigkeit am ähnlichsten war. Auch hatte er einen goldigen Humor. Wir Kinder liebten seine Besuche sehr, die auf seinen Kollektenreisen nicht selten waren. Auf unsere Frage: «Bist Du wieder 4. Klasse gefahren (die gab es in den Personen-, genannt „Bummelzügen“)?“ antwortete er: Nein, diesmal bin ich erster von hinten gefahrenoder Ja, weil es keine 5. Klasse gibt.