GESCHICHTLICHE | EINFÜHRUNG

Aufgrund der Verfassung von 1978 sowie durch das Gesetz zur Durchführung der Religionsfreiheit aus dem Jahre 1980 gibt es in Spanien keine Staatsreligion mehr. Alle Glaubensbekenntnisse sind gleichgestellt. Die Verfassung schützt auch die Freiheit, keine religiöse Überzeugung zu haben.

Nur zweimal in der Geschichte Spaniens, nach der Revolution von 1868 gegen Isabella II. sowie nach 1931, hatte es für jeweils nur wenige Jahre Religionsfreiheit gegeben. Nach dem Siege Francos im spanischen Bürgerkrieg war in Fuero von 1945 festgelegt worden, dass der spanische Staat seinem Wesen nach katholisch sei (Artikel 6). Dieses Grundgesetz wurde durch die neue Verfassung aufgehoben. Dadurch konnten die kleinen, verstreuten, teils im Untergrund lebenden spanischen evangelischen Gruppen in der spanischen Öffentlichkeit als evangelische Gemeinden hervortreten.

Mit dem Beitritt Spaniens zur Europäischen Gemeinschaft 1986 und der damit eingeleiteten weiteren Öffnung und Annäherung Spaniens an Europa suchten auch diese kleinen evangelischen Gemeinden nach Jahren der Isolierung verstärkt Kontakt zu den Kirchen der Reformation im übrigen Europa.

In ihrem Selbstverständnis verstehen sich diese evangelischen Gemeinden aus der sogenannten „2. Reformation“ in Spanien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Niederländer Klaus van der Grijp hat in seinem umfangreichen Werk „Geschichte des spanischen Protestantismus im 19. Jahrhundert“ die Geschichte dieser evangelischen Bewegungen beschrieben. Zentren sind bis heute die Jesuskirche in der Calle Calatrava sowie das Colegio „El Porvenir“ in Madrid, gegründet im 19. Jahrhundert von Francisco de Paula Ruet und Fritz Fliedner.

Das Gymnasium El Porvenir wurde von 1892 bis 1897 gebaut und am Reformationstag 1897 eingeweiht.

In dem Selbstverständnis der spanisch-evangelischen Gemeinden als Bewegung der „2. Reformation“ bezieht sich der spanische Protestantismus ausdrücklich auf die „1. Reformation“ im 16. Jahrhundert in den evangelischen Kreisen in Sevilla und Valladolid und knüpft an deren geistlich theologisches Erbe an. Nicht zufällig sind die theologischen Werke, die „Reformistas Antiguos Espanoles“, u. a. von Juan de Valdes, Constantino Ponce de la Fuente, Perez de Pineda, im Colegio „El Porvenir“ gesammelt und über die schweren Zeiten der Verfolgung gerettet worden.

Nach diesen Reformatoren wurden auch die zweite Fliednerschule sowie das Studentenheim in El Escorial benannt, die zur Fliednerstiftung gehören.